Das Clean-Feedback-Modell

Wir alle wissen, wie wichtig Feedback sein kann. Besonders wenn wir kritisches Feedback geben möchten oder wir Angst vor möglichen Konsequenzen haben, wird das "Wie sag ich´s?" schnell mal zum Problem.

Das "Clean-Feedback-Model" wurde 2006 von Caitlin Walker entwickelt.

Es beschreibt, dass Feedback ein wesentlicher Bestandteil des Lernens und der Leistungssteigerung ist. Durch mögliche Fehlinterpretationen und Einflüsse (sowohl beim Feedback-Gebenden als auch beim Empfangenden) können Probleme im Feedback Prozess entstehen.

Für dich in der Praxis bedeutet das, unterscheiden zu können zwischen dem, was du als Feedbackempfänger:in tatsächlich getan oder gesagt hast, und was die andere Person als Feedbackgeber:in daraus interpretiert. Oder eben umgekehrt. Je nachdem, ob du Feedback gibst oder erhältst.

Wie funktioniert "Clean Feedback"?

Im Bruchteil einer Sekunde, nachdem jemand spricht, interpretierst du aufgrund deiner eigenen Annahme. Du beurteilst dein Gegenüber. Mithilfe von Clean Feedback kannst du dein Urteil von den tatsächlichen Verhaltensweisen trennen und die daraus gewonnen Information nutzen. Dabei hilft es dir, mit deiner Wahrnehmung zu beginnen, deine Annahme zu formulieren und dem anderen mitzuteilen, was das Wahrgenommene bei dir auslöst.

In diesem Modell wird das Feedback in drei Elemente unterteilt:

  • Beobachtung (Was hast du gesehen oder gehört?)

  • Interpretation (Welche Schlüsse ziehst du daraus? Welche Annahmen oder Urteile triffst du?)

  • Wirkung (Was sind die Auswirkungen oder Folgen für dich durch das, was passiert ist?)

Zeichnung ohne Überschrift

Anhand des folgenden Beispiels kannst du erkennen, wie schnell eine falsche Annahme zu einem Vorwurf führen kann. Durch Clean Feedback gibst du deinem Gegenüber mehr Raum für eine Erklärung, statt direkt in eine Rechtfertigungssituation zu kommen.

Feedback-Beispiel:

"Du hast keinerlei Interesse an meinem Vortrag gehabt. Du bist auf deinem Stuhl eingeschlafen. Bleib doch nächstes Mal einfach weg, wenn es dich nicht interessiert, was ich zu sagen habe."

Clean-Feedback-Variante

"Du bist in meinem Meeting gesessen und hattest die Augen geschlossen. Ich hatte den Eindruck, dass du schläfst. Ich als Vortragender habe mich dabei nicht wertgeschätzt gefühlt, ich hatte das Gefühl, du langweilst dich."

Antwort des Feedbacknehmers:

"Ich fand deinen Vortrag sehr spannend. Wenn ich besonders interessiert an einem Thema bin, schließe ich die Augen, damit ich mich noch besser konzentrieren kann. Es tut mir leid, wenn das falsch bei dir ankam."

Beweise

Gutes Feedback ist evidenzbasiert.

Feedback sollte auf objektiven Beweisen beruhen, die alle Beteiligten gesehen oder gehört haben. Wenn ihr euch nicht einig über das seid, was als Beobachtung beschrieben wird, kann das zu Streitigkeiten über das Feedback führen, noch bevor sie beginnen.

„Ich kann kein Feedback geben, das niemand überprüfen kann.“

Caitlin Walker
Angebot

Ist der Empfänger bereit für dein Feedback? Bitte um Erlaubnis.

Das könnte so einfach sein wie die Frage: „Kann ich dir dazu Feedback geben?“ oder „Möchtest du Feedback?” und dann auf ein „Ja“ warten. Die Frage entfällt, wenn jemand explizit gesagt hat: „Ich hätte gerne deine Meinung dazu.“

Positiv

Verfolgt dein Feedback eine positive Absicht?

Ein Feedback erfüllt nicht die Kriterien des Clean-Feedback-Modells, wenn Ton und Zweck darauf einzahlen, zu beschämen oder dich von deinen Emotionen zu befreien. Feedback sollte im Interesse der Entwicklung eines Einzelnen oder einer Gruppe liegen und einen Raum für Lernen und Neugier schaffen.

Beweis

Wähle einen günstigen Zeitpunkt für dein Feedback.

Ist die Person oder Gruppe bereit für das Feedback, das ich geben möchte? Wenn du in Eile oder hungrig bist, ist das nicht der beste Zeitpunkt, um dir kritisches Feedback zu geben. Es ist viel besser, wenn du weniger Stress hast und besser in der Lage bist, über den Wert des Feedbacks nachzudenken. Feedback sollte dennoch am besten möglichst zeitnah gegeben werden.

Wozu dient Clean Feedback?

Clean Feedback bringt dich in die Lage, Anderen Rückmeldungen in Form objektiver Beobachtungen zu geben und dabei mitzuteilen, was das subjektiv mit dir macht. Es ermöglicht dir das Anbringen von positiver und negativer Kritik nach festgelegten Regeln – mit dem Ziel, Schwachstellen offen zu legen.

Diejenigen, die Feedback erhalten, können daraus lernen und ihr Verhalten ändern oder bewusst beibehalten. Mit einer Rückmeldung von Anderen kann die Selbstwahrnehmung mit der Fremdwahrnehmung verglichen werden.

Besonders wertvoll ist es, nach deinem Feedback die Aussage stehen zu lassen.

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