Das House of Change

Veränderungsprozesse können eine große Herausforderung für Einzelpersonen und Teams sein. Mit dem House of Change kann die Veränderungsbereitschaft der Betroffenen eingeordnet werden, um einen begleitenden Prozess daran zu orientieren.

Was ist das House of Change?

Das House of Change ist ein Modell zur Einordnung von Veränderungen, entwickelt von dem schwedischen Psychologen Claes F. Janssen. Es stellt die emotionale Befindlichkeit einer Person in vier verschiedenen Räumen dar, die in Zusammenhang mit einer Veränderung wahrgenommen werden.

Alle vier emotionalen Zustände bzw. Räume werden bei jeder Veränderung durchlaufen. Je größer die Veränderung, desto länger kann dies dauern. Bei kleinen Veränderungen wird unter Umständen gar nicht wahrgenommen, dass die emotionalen Zustände eingetreten sind, bevor die Veränderung bereits akzeptiert wurde. Wichtig zu wissen ist, dass nicht unbedingt ein Raum nach dem Anderen “behandelt” wird. Jede Veränderung kann auch bedeuten, dass ein emotionaler Raum betreten wird und es später wieder einen Schritt zurück in den vorherigen Raum gibt. Es gibt hier keine zu erwartende Logik und klare Reihenfolge.

Das House of Change hilft dabei, eine Einordnung für die Gefühlslage von Einzelnen bzgl. einer anstehenden oder aktuell stattfindenden Veränderung vorzunehmen. Wichtig ist, dass der Weg durch die vier Räume in individuellem Tempo geschieht und dass negative Gefühle gegenüber einer Veränderung völlig normal und akzeptabel sind. Als begleitende Person eines Change-Prozesses (z.B. als Coach oder Scrum Master) kann es sehr hilfreich sein, die aktuelle Einstellung gegenüber dem Change zu erkennen, um die Begleitung dessen bestmöglich zu unterstützen.

(Quellen: “Learning Leadership”: https://www.managerseminare.de/LearningLeadership/Erklaerfilme/Das-House-of-Change-Modell,7482, https://digitaleneuordnung.de/blog/house-of-change/)

Erklärung des Modells

Das Modell teilt sich auf in vier Räume, die bei jeder Veränderung von jeder Person durchlaufen werden. Schritte vor und zurück sind jederzeit möglich.

Raum 1: Zufriedenheit

  • Person ist zufrieden mit dem aktuellen Zustand

  • Alles ist in Ordnung, so wie es ist

  • Person hat eine gute Kontrolle über die Situation und fühlt sich sicher

  • Person sieht keinen Grund, etwas zu ändern

  • “Comfort zone”


→ Wenn Veränderung aus anderen Gründen notwendig ist, muss dafür gesorgt werden, dass die betroffenen Personen in diesem Raum verstehen, was der Sinn und Notwendigkeit der Veränderung sind. So kann verhindert werden, dass sich eine Haltung der Ablehnung gegenüber dem Change entwickelt.

Raum 2: Ablehnung

  • Person fühlt sich verunsichert

  • Person hat das Gefühl, dass vorher alles besser war

  • Person ist unzufrieden mit der Veränderung


→ Es ist wichtig, gemeinsam aufzudecken, welche Informationen fehlen und wie diese Person abgeholt werden kann. Was steckt hinter der Veränderung? Welche Sorgen und Ängste machen sich breit? Wie kann Stabilität erhalten und Sicherheit gegeben werden?

Raum 3: Verwirrung

  • Person fühlt sich in den neuen Strukturen noch nicht sicher

  • Person fühlt sich mit den neuen Anforderungen überfordert

  • Fragestellungen “Wie soll das denn jetzt klappen?” oder “wie konnte das passieren?" kommen auf


→ Hier ist es sehr hilfreich, den Prozess und die Veränderung gemeinsam zu gestalten. Um Bedürfnisse zu verstehen und abzudecken, sollten die Betroffenen eingebunden werden. So kann herausgefunden werden, welche Prozesse bereits klappen und an welchen Stellen es noch Optimierungsbedarf gibt.

Raum 4: Erneuerung

  • Gefühl des Aufschwungs macht sich breit

  • Personen ernten erste Früchte der Veränderung - “klappt super”

  • Gefühl der Erleichterung tritt ein

  • Person erkennt die neuen Prozesse und Strukturen an


→ Dies ist ein guter Zeitpunkt, gemeinsam auf die Veränderung zurückzublicken (z.B. im Zuge einer Retrospektive), um zu betrachten, welche Aspekte der Veränderungen gut funktioniert haben und an welchen Stellen Dinge nachgebessert werden könnten.

House of Change

Dieses Schaubild von Andreas Diehl veranschaulicht das Modell. Gefunden haben wir es hier: https://digitaleneuordnung.de/blog/house-of-change/

Wie kann das House of Change angewendet werden?

Einzelpersonen, Teams, Arbeitsgruppen oder ganze Organisationen können Veränderungsprozesse durchlaufen. Als Coach oder Scrum Master hast du die Chance, die Menschen dabei bestmöglich zu begleiten, indem Du die passenden Mittel dazu findest. Das House of Change ist ein Werkzeug, welches dich dabei unterstützen kann:

  • im Team, um Gefühlssituationen transparent zu machen.

  • Verständnis füreinander herzustellen.

  • das richtige Tempo einer Veränderung zu finden.

  • Schmerzpunkte während der Veränderung offenzulegen.

Das Modell kann mit einzelnen Personen in Einzelcoachings durchgeführt werden, wenn z.B. eine Person besonders schlecht mit einer anstehenden Veränderung zurechtkommt. Es ist aber auch ein starkes Werkzeug, um es in einem bestehenden Team einzusetzen. Im Zuge einer Retrospektive oder eines expliziten Workshops können reihum die einzelnen Teammitglieder eine eigene Einschätzung zu der Veränderungssituation kommunizieren und einander besser verstehen lernen. Insbesondere, wenn die Veränderung von der Führungsebene initiiert ist, kann es sich lohnen, das Modell gemeinsam mit Team und Führungskraft durchzuführen, um Irritationen aufzudecken und angehen zu können.