Moderationsformate für Gruppen

Durch eine Moderation soll erreicht werden, dass Zusammenarbeit oder Entscheidungen in Gruppen zielgerichtet stattfinden. Je nach Gruppengröße und Ziel der Zusammenkunft eignen sich verschiedene Formate. Wir stellen euch einige Formate vor, mit denen wir gute Erfahrungen gemacht haben.

Kurzer Überblick über einige Formate

  • Fish-Bowl

    • Ziel: Diskussionen in großen Gruppen

    • Gruppengröße: Bis zu mehrere hundert Personen

    • Erläuterung: Aus einer Großgruppe heraus bildet sich ein innerer Kreis, der diskutieren darf. Dieser darf sich immer wieder neu ordnen und aufstellen, sodass verschiedene Ansichten Platz haben, die stattfindende Diskussion aber zielgerichtet gesteuert werden kann.

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  • World Café

    • Ziel: Austausch und Diskussion mit Dokumentation in großen Gruppen

    • Gruppengröße: 20 - mehrere hundert Personen

    • Erläuterung: Es stehen mehrere Tische bereit, an denen jeweils eine Fragestellung diskutiert wird. Jeder Tisch hat einen Gastgeber und in mehreren Runden kommen dort Kleingruppen zusammen, um das gleiche Thema mit verschiedenen Ansichten zu diskutieren.

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  • 1-2-4-All

    • Ziel: In kurzer Zeit mit großen Gruppen viele kreative Ideen zu erzeugen

    • Gruppengröße: bis zu mehreren hundert Personen

    • Erläuterung: Eine Fragestellung wird zunächst alleine, dann zu zweit, dann zu viert und anschließend in der großen Gruppe beantwortet. Auf diesem Weg verbleiben die besten Ideen.

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  • Open Space

    • Ziel: Austausch zu verschiedenen Themen in großen Gruppen ohne vorherige Agenda

    • Gruppengröße: bis zu mehreren hundert Personen

    • Erläuterung: Ein Open Space ist ein selbstbestimmtes Format für den Austausch in Großgruppen. Alle Teilnehmenden können Themen einbringen, die in einer Teilgruppe von Interessierten anschließend besprochen werden.

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  • Gallery Walk

    • Ziel: Informationen verinnerlichen in großen Gruppen

    • Gruppengröße: bis zu mehreren hundert Personen

    • Erläuterung: In einer passenden Räumlichkeit werden Themen wie in einer Galerie platziert, sodass sich alle Teilnehmenden die Informationen in ihrem Tempo ansehen können.

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  • Brainwriting

    • Ziel: Sammeln von kreativen Ideen zu einem Thema

    • Gruppengröße: 1 - 15 Personen

    • Erläuterung: Alle Teilnehmenden bringen ihre Ideen zu einem Thema zu Papier. Diese werden anschließend in der Gruppe geteilt und weiterentwickelt.

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  • Mind Mapping

    • Ziel: Informationen strukturieren

    • Gruppengröße: 1 - 20 Personen

    • Erläuterung: In einer Mind Map wird ein Thema visualisiert und strukturiert. Dabei werden um einen zentralen Punkt herum Detailinformationen zu einem Thema gesammelt.

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  • Lean Coffee

    • Ziel: Austausch in einer Gruppe zu Themen ohne vorherige Agenda

    • Gruppengröße: 3 - ca. 20 Personen

    • Erläuterung: Bei einem Lean Coffee werden von den Teilnehmenden Themen gesammelt, die besprochen werden sollen. Die Gruppe priorisiert diese und geht in definierten Timeboxen in den Austausch.

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Fish-Bowl

Bei einer Fish-Bowl handelt es sich um ein Diskussionsformat für große Gruppen.

Ziel ist es, in einer großen Gruppe ein Thema zu diskutieren und verschiedenen Ansichten Platz zu geben. Die Fish-Bowl teilt sich in einen inneren und einen äußeren Kreis auf. Nur im inneren Kreis darf diskutiert und gesprochen werden, während der äußere Kreis nur Zuhören darf. Durch die Anordnung der beiden Kreise erinnert das Erscheinungsbild an ein Goldfischglas, woher das Format seinen Namen erhalten hat. Häufig werden große Fish-Bowls moderatorisch begleitet.

Insgesamt können mehrere hundert Personen an einer Fish-Bowl teilnehmen. Im inneren Kreis sitzen davon ca. 5 - 9 Personen, die einen aktiven Beitrag zum Thema leisten und diskutieren möchten. Hat ein Teilnehmender des inneren Kreises den Beitrag geleistet und möchte den Platz freigeben, so kann dieser jederzeit verlassen werden. Teilnehmende aus dem Außenkreis dürfen je nach Abwandlung des Formats durch möglichst störfreie Zeichen darauf aufmerksam machen, dass sie gerne einen Platz im inneren Kreis belegen würden (z.B. Anklopfen/ Aufstehen…). Damit entsteht die Chance, weiteren Teilnehmenden und neuen Ansichten Platz in der Diskussionen zu geben.

Durch die Fish-Bowl entsteht ein dynamisches Diskussionsformat, das durch einen hohen Anteil von Selbstorganisation geprägt ist. Wir schätzen die Freiwilligkeit an den aktiven Beiträgen und haben die Erfahrung gemacht, dass sich durch das Format kontroverse Themen in großen Gruppen gut einfangen lassen und konstruktiv diskutiert werden können.
 

 

Viele bunte Hände erheben sich in den Himmel.

World Café

Bei dem World Café handelt es sich um ein interaktives Format für den Austausch und die Diskussion in einer großen Gruppe. Das Format funktioniert schon mit ca. 20 Teilnehmenden, kann aber auch auf mehrere hundert Personen ausgelegt werden.

Das Ziel ist, zu einem Thema einen möglichst differenzierten und umfangreichen Austausch zu erzeugen. Dazu werden in einer passenden Räumlichkeit mehrere Tische aufgestellt, an denen anschließend in Kleingruppen diskutiert wird. Bei den Themen kann es sich um Lösungsfindungen, Entscheidungen, Diskussionen oder kreative Impulskreation handeln.
 

Eröffnet wird das World Café durch eine Anmoderation, in der der Themenkomplex und die Tische vorgestellt werden. Dieser Teil des Events ist besonders wichtig, da hier eine offene, einladende und vertrauensvolle Atmosphäre geschaffen werden kann. Hier werden auch die Fragestellungen erläutert, die später an den Tischen diskutiert werden (z.B. immer die gleiche Fragestellung nur zu einem anderen Kontext). Welche Fragen gewählt werden, sollten in der Vorbereitung gut bedacht werden, da sie die Qualität des Ergebnisses stark beeinflussen.

Die Diskussionen in den Kleingruppen (oft ca. 6 - 10 Personen) werden in mehreren Runden durchgeführt und mit einer gleich großen Timebox versehen (je nach Komplexität des Themas 15 - 45 Minuten). Am Ende der Timebox löst sich die Gruppe auf und alle Teilnehmenden gehen zu einem anderen Tisch. Die Idee ist, dass alle Teilnehmenden am Ende jeden Tisch einmal besucht haben und die Möglichkeit hatten, ihre Ansichten dort zu teilen.

Um einen Rahmen zu schaffen und ein umfangreiches Bild zu einem Tisch zu erhalten, gibt es pro Tisch einen Gastgebenden. Diese Person bleibt während jeder Runde am Tisch, kann die Diskussionsergebnisse zusammentragen und am Ende des Events zusammenfassen. Das Ziel ist nicht, dass die Gespräche durch den:die Gastgeber:in moderiert werden. Vielmehr gibt es dadurch eine Person, die die Teilnehmenden einlädt, ggf. noch einmal Gespräche aus der vorherigen Runde aufgreift, dann mitdiskutieren kann und am Ende Ergebnisse zusammenfasst.

Nachdem die Anzahl der notwendigen Runden (abhängig von der Anzahl der Tische) abgeschlossen ist, folgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse pro Tisch von den Gastgebenden.

Uns gefällt besonders, dass das Format eine offene Atmosphäre fordert und die Selbstorganisation und der kreative Austausch eine entscheidende Rolle spielen. Alle Teilnehmenden werden aktiv eingebunden und verschiedene Sichtweisen finden ihren Platz.

1-2-4-All (und Liberating Structures)

Bei der Methode 1-2-4-All handelt es sich um ein Format aus den Liberating Structures. Wir sind große Fans verschiedener Methoden von Liberating Structures, da diese immer sehr einladend, kreativ und selbstbestimmt sind. Schaut hier gerne einmal selbst rein.

Zu Beginn von 1-2-4-All wird eine Fragestellung/ ein Thema durch eine:n Moderator:in in die Gruppe gegeben (diese kann bis zu mehreren hundert Personen groß sein). Für jede Person sollten Stift und Papier bereitgestellt werden, sodass Ideen notiert werden können.

Anschließend findet eine Timebox von 1 Minute statt, in denen alle Teilnehmenden sich einzeln Gedanken zu der Fragestellung machen und mögliche Lösungen/ Ansätze notieren.

In der nächsten Timebox von 2 Minuten werden die beiden Ideen in einem Paar weiterentwickelt.

Die darauffolgende Timebox von 4 Minuten bringt zwei Paare zusammen und es werden alle vier Ideen verfeinert.

In 5 Minuten wird nun je Gruppe die Idee vorgestellt, für welche die Gruppe sich entscheidet (besonders kreativ, besonders innovativ, besonders bemerkenswert…). Diese Timebox kann bei Bedarf wiederholt werden.

Lest hier gerne noch genauer, wie 1-2-4-All abläuft und welche Vorteile und Einsatzmöglichkeiten es gibt.
 

 

Open Space

Ein Open Space ist ein sehr offenes Format, in dem Selbstverantwortung und Wertschätzung eine besondere Rolle spielen. Ziel ist der Austausch zu Themen, die die Teilnehmenden selbst einbringen.

In einem großen Raum kommt die gesamte Gruppe (bis zu mehreren hundert Personen) zusammen. Alle Teilnehmenden können kurz die Themen vorstellen, die sie beschäftigen und über die sie gerne sprechen möchten (Diskussion, Austausch, Impulse,...). Zeit und Ort des Zusammenkommens werden auf einem Board gesammelt, sodass sich genau diejenigen Menschen zusammenfinden können, die Interesse an dem Thema haben. Die sogenannten Sessions können frei besucht und verlassen werden, es gibt keine starre Agenda.

Die Offenheit in einem Open Space ist für uns so besonders, dass wir dem Format einen eigenen Artikel im Zuge unseres Leistungsangebots gewidmet haben. Hier könnt ihr die Eigenschaften, den Ablauf und die Regeln eines Open Spaces genauer nachlesen:

  • Alexander moderiert einen Open Space

    Mehr zu Open Space

    Für uns sind Open Spaces eine ganz besondere Art von Konferenzen und Strategietagen. Das offene Format und die wertschätzende Art der Zusammenkunft sind genau das, wofür wir bei paragraph eins stehen. Für euer Team, eure Abteilung oder euer Unternehmen unterstützen wir euch in der Organisation und Moderation von Open Spaces.

    Mehr zu Open Space

Gallery Walk

Bei einem Gallery Walk handelt es sich um ein Format, durch welches eine große Gruppe von Teilnehmenden in ihrem eigenen Tempo eine Bandbreite von Themen betrachten und verinnerlichen kann.

Der Vorteil eines Gallery Walks ist, dass alle Teilnehmenden die entsprechenden Informationen im eigenen Tempo aufnehmen können, ohne zu schnell oder zu langsam mit Informationen versorgt zu werden.

Ein Gallery Walk eignet sich z.B. für das Teilen von Arbeitsständen (Arbeitsgruppen), das Vorstellen verschiedener Ideen und Impulse, das Vorstellen von Abteilungen o.ä. In einem entsprechend großen Raum werden als Plakate/ Flipcharts die entsprechenden Ergebnisse wie in einer Galerie aufgehängt. Alle Teilnehmenden können sich dann eine bestimmte Zeit lang (z.B. 15 Minuten) durch die Galerie bewegen und Informationen sammeln.

Je nach Thematik der Galerie können durch eine:n Moderator:in inspirierende Fragestellungen in den Gallery Walk eingebracht werden, die jede:r für sich beantwortet bzw. die Aufmerksamkeit beim Betrachten der Galerie darauf legt.

Im Anschluss können die Teilnehmenden z.B. an den verschiedenen Aushängen zusammengebracht werden. Der:Die Moderator:in kann beispielsweise dazu auffordern, sich an dem Plakat einzufinden, welches man selbst am inspirierenden fand, oder an welchem Thema man gerne mitarbeiten würde, etc. In kleinen Gruppen oder Paaren vor den entsprechenden Plakaten können dann weitere Punkte ausgetauscht oder diskutiert werden.

Auch die Liberating Structures haben den Gallery Walk in ihr Repertoire aufgenommen und hier noch einmal detaillierter beschrieben: Gallery Walk – Liberating Structures
 

Brainwriting

Brainwriting ist eine Methode zur kreativen Lösungs- und Ideensammlung zu einem bestimmten Thema in einer Gruppe (ca. 1 - 15 Personen).

Das Brainwriting ist dem bekannten Brainstorming sehr ähnlich. Der entscheidende Unterschied dieser Methode liegt darin, dass sich die Teilnehmenden während einer bestimmten Timebox (z.B. 5 - 10 Minuten) in Ruhe Gedanken machen und ihre Gedanken zu Papier bringen können. So wird allen die Möglichkeit gegeben, die eigenen Ideen zu sammeln und nicht von schnellen Diskussionen oder Ideenbringern beeinflusst zu werden.

Wie die Ideen letztendlich zusammengebracht oder transparent gemacht werden, ist abwandelbar. Alle Teilnehmenden können diese kurz selbst vorstellen, sie können aber auch durch eine moderierende Person vorgetragen werden, um Anonymität zu wahren.

Nachdem die Ideen und Vorschläge transparent gemacht wurden, können diese nun in der Gruppe weiterentwickelt, bewertet und verwendet werden.
 

Mind Map

Mind Mapping

Eine Mind Map kann von einer Einzelperson oder auch in einer Gruppe erstellt werden. Das Ziel ist es, zu einem zentralen Thema eine Visualisierung und Strukturierung von Detailinformationen zu sammeln.

Die Mind Map entsteht immer um ein zentrales Thema herum. Dieses sollte deutlich z.B. auf einem Flipchart in der Mitte platziert werden (kann auch als Bild dargestellt sein). Anschließend beginnt die Gruppe oder die Person, zugehörige Punkte um das Thema herum zu sammeln. Diese Punkte können z.B. in unterschiedlichen Farben abgebildet werden. Die weiteren Detailpunkte werden dann in der Farbe des Unterpunkts dargestellt.

Letztendlich entsteht ein Gerüst von Themen, die zu dem Hauptthema zu bedenken sind. Die Mind Map liest sich dann von innen (Hauptthema) nach Außen (je weiter weg, desto detaillierter) und zeigt auf einen Blick eine Zusammenfassung eines Themenbereiches.

Quelle des Bildes: Best Mind Mapping Tools for Teachers and Students - Educators Technology
 

Gefüllte Kaffeetasse auf Holztisch mit Aufschrift "Begin"

Lean Coffee

Ein Lean Coffee ist ein optimales Format, wenn eine Gruppe zusammenkommt, die sich zu einem groben Themenbereich austauschen möchte, es aber zuvor keine konkrete Agenda gibt. So werden bei dem Treffen genau die Punkte besprochen, die den Teilnehmenden zu dem Zeitpunkt wichtig sind.

Ein Lean Coffee findet zu einem Themenrahmen statt (z.B. Teammeeting zu aktuellen Themen oder Austausch zum Thema Agilität in der Firma). Die Teilnehmenden treffen sich in einem geeigneten Raum und zu Beginn gibt es eine Timebox (z.B. 3 - 5 Minuten), in denen alle Teilnehmenden auf Post-Its ihre Themenwünsche sammeln können. Diese werden anschließend kurz vorgestellt und an einer Wand gesammelt, sodass alle Teilnehmenden einen Blick auf alle Themen haben.
 

Im nächsten Schritt werden Themen geclustert. D.h. gleiche oder nah beieinander liegende Themen werden zusammengehängt.

Jetzt können die Post-Its priorisiert werden. Dazu wird in der Regel das Format des Dot Votings verwendet. Je nach Gruppengröße und Themenfülle dürfen alle Teilnehmenden 2 - 4 Punkte vergeben (diese werden z.B. mit einem Stift auf dem jeweiligen Thema markiert). Die Anzahl der Punkte stellt anschließend die Priorisierung der Themen dar.

In definierten Timeboxen (z.B. 5 - 10 Minuten pro Thema) werden die Themen nun der Priorisierung entlang besprochen. Ist die Timebox abgelaufen und die Diskussion noch in vollem Gange, kann nach kurzer Abfrage in der Gruppe die Timebox verlängert werden, dann scheint das Thema noch wertvoll genug zu sein. Andersherum kann eine Timebox auch verkürzt werden, wenn z.B. ein Thema innerhalb kurzer Zeit abgeschlossen ist und kein weiterer Wunsch nach Austausch dazu in der Gruppe besteht.

Wir schätzen an Lean Coffees, dass die Treffen von Selbstorganisation geprägt sind und sich das Meeting automatisch auf die Themen fokussiert, die aktuell relevant sind.

  • Moderation für Scrum Master – die Trainer Alexandra Klingor und Alexander Kylburg gut gelaunt am Themen-Flipchart

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