Souveräner Umgang mit Störenfrieden

Jede:r Moderator:in kennt sie: Menschen, die mit ihrer Art die Aufmerksamkeit in Meetings an sich reißen und das Vorankommen der Gruppe erschweren. Sie rufen dazwischen, formulieren epische Fragen, die keine sind, und meckern an kleinsten Details. Wir zeigen dir typische Fälle und wie du mit ihnen umgehst.

Bedürfnisse von Störern erkennen

Hinter jeder Verhaltensweise Anderer, die du während deiner Moderation als störend empfindest, steckt eine bestimmte Motivation. Es liegt meist kein negativer Vorsatz vor und richtet sich auch selten gegen dich persönlich. Die Ursache liegt in nicht befriedigten Bedürfnissen der betreffenden Person, und ihr Verhalten ist das Ventil, ihr Anliegen in die Gruppe zu tragen.

Als Moderator:in trägst du die Verantwortung, darauf adäquat zu reagieren. Durch das Analysieren von verschiedenen „Störer-Typen“ lernst du die unterschiedliche Motivation des jeweiligen Störenfriedes kennen. Mit der richtigen Ansprache kannst du lernen, sie einzufangen und mitzunehmen.

Arten von Störenfrieden

Wichtig zunächst: Nicht alles, was du selbst als störend empfindest, bedarf einer Reaktion. Wenn aber die Gruppe erkennbar irritiert ist oder gestört wird, solltest du als Moderator:in etwas unternehmen. Hier findest du, wie du auf wen reagieren kannst.

  • Der unhöfliche Typ

    Der unhöfliche Typ ist im Grunde zutiefst unsicher und sich seiner etwas ruppigen Art meist nicht bewusst. Am einfachsten erreichst du ihn mit Ehrlichkeit. Teile ihm freundlich und nachsichtig mit, welche Wirkung sein Verhalten auf dich/ die Gruppe hat.

  • Der Rhetoriker

    Dem Rhetoriker geht es um Macht. Er ist sprachlich sehr versiert und möchte recht behalten. Mit ihm solltest du dich nicht auf eine Diskussion einlassen, er kann dich leicht rhetorisch aushebeln.

    Teile ihm ganz offen mit, dass er dich in Bedrängnis gebracht hat und bitte ihn darum, das Gespräch oder die Moderation anschließend fortsetzen zu dürfen.

  • Der Superquerulant

    Der Superquerulant ist aus Prinzip gegen alles und einfach unzufrieden. Es kann helfen, ihn direkt auf seine Unzufriedenheit anzusprechen und zu fragen, was er braucht und ob du etwas für ihn tun kannst.

  • Der Abwesende

    Der Abwesende verhält sich passiv und beteiligt sich nicht. Bei Einzelnen kann das pures Desinteresse am Thema sein. Bei mehreren ist das ein Indiz für fehlende Energie in deinem Termin. Hier bietet sich die direkte Frage an: "Was brauchst du?"

  • Das Cleverle

    Das "Cleverle" ist voll motiviert. Er weiß alles und möchte es unbedingt mit allen teilen. Er sucht nach Bestätigung. Du kannst ihn dafür loben, was er alles weiß und ihn dann bitten, den Anderen auch die Chance zu geben, zu Wort zu kommen.

  • Der eine, der immer nachfragt

    Er ist der "Hängengelassene", der nicht folgen kann, Verständnisprobleme hat und deshalb sehr viele Fragen stellt. Bedanke dich bei ihm für seine Fragen und versuche für dich herauszufinden, ob du möglicherweise für die ganze Gruppe zu schnell bist.

  • Der Experte

    Das Wichtigste für den Experten ist sein Status. Er übernimmt schon mal gerne, hat viel Fachwissen und möchte als Experte wahrgenommen werden. Gib ihm die Bestätigung, die er braucht. Hole ihn ins Boot- toll, du kennst dich aus, magst du den Part mal übernehmen?

  • Die beschriebenen Charakter-Typen lassen sich in der aufgeführten Reihenfolge gut mit dem Akronym URSACHE merken:

    Unhöflich, Rhetoriker, Superquerulant, Abwesend, Cleverle, Hängengelassen, Experte

  • Die Inhalte dieses Artikels basieren auf einem Blogbeitrag von Dr. Joachim Schlosser zu dem Thema.

    Zum Blog von Dr. Schlosser

Bleib souverän

Wenn du Bedürfnisse von Störern ignorierst, werden sie weitermachen und die Gefahr besteht, dass die Stimmung der gesamten Gruppe kippt. Sorge dafür, dich selbst stets in eine gute Verfassung zu versetzen. Widerstehe der Versuchung, die Störungen persönlich zu nehmen oder emotional zu reagieren. Du bist Profi.

Die richtigen Worte

Um hier die richtige Haltung und Ansprache zu finden, können Clean Feedback und Clean Language helfen. Damit begegnest du Störenfrieden neutral und respektvoll. Du kannst herausfinden, was die Person braucht und sie gesichtswahrend in die Gruppe zurückholen.

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